Es geht um Ballett und Leben einer Balletttänzerin.. 

Liebe Luisa, du bist die Preisträgerin von mehreren internationalen Ballettwettbewerben (paradebeispiel sind: I Platz „Rigas Palavaris 2018“, Finalistin der „Youth American Grand Prix„, I Platz in Athens 2018 sogar zwei Goldmedaillen usw.), wie bist zum Ballett gekommen?

Ich bin durch meine beste Freundin zum Ballett gekommen. Damals war ich noch Eisläuferin und sie wechselte ins Ballett über und da bin ich ihr gefolgt, denn ich wollte genauso sein wie sie.

Wieso hast du dich für Ballett entschieden?

Ballett hat mich vom ersten Augenblick an fasziniert und da war ich erst 3! Nach der ersten Stunde wusste ich, dass ich Balletttänzerin sein will.

Deine erste Ballettschule in Wien?

Ich fing an mit einer Stunde (oder vielleicht waren es sogar zwei) in der Woche bei einem älteren Herren Privatstunden mit meiner besten Freundin. Dies fand in der Eishalle statt da ich keine Zeit hatte noch eine Ballettschule zu besuchen, immerhin war ich noch schwer mit dem Eislaufen beschäftigt. Je mehr ich aber das Ballett ausübte und meine Freundin die Prüfung an das Konservatorium Wien machen wollte flehte ich meine Eltern an mich auch dorthin zu schicken. Ich machte die Prüfung und wurde trotz dass ich ein, zwei Jahre zu jung war, aufgenommen. Meine erste professionelle Ballettausbildung startete also am Konservatorium Wien.

Haben deine Eltern deine Entscheidung akzeptiert? Haben sie dich immer unterstützt?

IMMER!! Das ist eines der wichtigsten und entscheidensten Faktoren für eine junge Ballerina- Nein, für alle Kinder die ein Ziel oder einen Traum verfolgen!  Ohne meine Eltern hätte ich nicht das erreicht, was bis jetzt in meinem Leben erreicht habe. Meine Eltern spielten eine entscheidende Rolle auf meinem Weg eine professionelle Ballettänzerin zu werden. Sie waren nicht nur meine finanzielle Unterstützung (Kostüme kosten sehr viel), sondern auch meine mentale Stütze. Alles was ich gebraucht habe, haben sie mir ohne jegliche Zweifel gegeben und ich stamme nicht aus einer wohlhabenden Familie, aber es ist selbstverständlich dass meine seine Kinder unterstützen muss (dafür sind ja Eltern da). Alles was meine Eltern für meine Ballettkarriere und Ausbildung gemacht haben schätze ich heute noch!

Wie viele Ballettstunden hattest du als du klein warst?

Am Anfang waren es nicht mehr als 2 Ballettstunden wöchentlich, da ich doch sehr klein war (3). Dann wurden es immer mehr.

Warst du nicht überfordert? Mir hat Kaffee geholfen (witzig), was war deine Motivation, was hat dir Energie gegeben?

Jeder Tag in der Woche war voll geplant mit verschiedenen Aktivitäten und Kursen. Ich habe als Kind sehr viel sehr viel gelernt (Sprachen, Sport, Instrumente,etc.). Das war für mich ganz normal. Alles was ich als kleines Kind erlernt habe hat mir für meine Zukunft sehr viel gebracht. Das Schauspielen im Theater  und das erlernen von Geige und Klavier hat mir in Ballett später sehr viel geholfen! Wenn wir jetzt zu deiner Frage zurückkommen- Nein, überfordert war ich keinesfalls. Alle diese Sachen haben mich vor der Langeweile gerettet. Ich wollte zwar nicht immer Klavierspielen, aber man war dann doch beschäftigt und dadurch dass ich so viel probiert habe konnte ich alles vergleichen und mich für das Ballett entscheiden.

Du, als Preisträgerin von mehreren internationalen Ballettwettbewerben, was könntest du der zukünftigen Ballettgeneration empfehlen? Wann sollen kleine Kinder mit Ballett anfangen?

Nicht früher als das dritte Lebensjahr. Man kann mit 1-2 Ballettstunden langsam beginnen. Und nach einer Zeit (mit den jahren) intensiver vorangehen, wenn man plant zukünftig Balletttänzer/in zu werden.

Erzähl mir bitte über den Alltag der Balletttänzerin? Also, wie sieht dein Alltag aus?

Mein Alltag sieht jetzt ganz anders aus als vor zwei Jahren wo ich noch an der Wiener Staatsoper Ballettakademie war. Vor zwei, drei Jahren bin ich noch um 05:30 aufgestanden, um dann um spätestens 7:00 im Ballettsaal zu sein um mich aufzuwärmen. Die erste Stunde war immer das klassische Balletttraining wo man an der Stange arbeitet, in die Mitte wechselt, Sprünge springt und Drehungen perfektioniert. Das Training fand von Mo-Fr um 08:00 statt. Eine Stunde und 30 min, später folgten andere Unterrichtsfächer (jeden Tag verschiedene) die notwendig für eine Tänzerausbildung waren. Spätestens um 13:30 war ich fertig und  hatte Mittagspause. Anschließend ab 15:00 folgten Proben für Vorstellungen, Prüfungen oder Wettbewerbe. Wenn ich nichts zu tun hatte am Nachmittag fragte ich bei meinen Lehrern nach ob ich Variationen mit Ihnen proben darf, oder ich fuhr nachhause um dort Gymnastik zu machen oder mich zu dehnen. Manchmal blieb ich bis 21:00 im Ballettsaal und am nächsten Tag musste ich dann wieder um 05:30 aufstehen und das ganze würde von vorne losgehen.

Was ist wichtig um eine Balletttänzerin zu werden?

Man muss Ballett lieben. Es genügt nicht nur den Beruf und das Tanzen zu verehren, sondern man muss das Arbeiten lieben. Ballett ist nicht nur ein Beruf, sondern es ist eine Lebensart, der  man sich widmen und hingeben soll. Meine ehemalige Ballettpädagogin mit der ich heute noch sehr gerne arbeite sagte mir einmal einen Satz, da war ich 15, und mir blieb dieser Satz bis heute im Gedächtnis und ich werde mich immer daran erinnern. Ich habe ihn damals nicht ganz verstanden, aber jetzt verstehe ich die Bedeutung – “Man lebt nicht nur für den Beruf, sondern man lebt DEN einen Beruf”.

Dein Gefühl, wenn du auf die Bühne gehst?

Ich verspüre ein großes Glücksgefühl, dass schon beginnt wenn ich in der Früh aufwache und weiß, dass ich heute auf einer Bühne tanzen werde. Für mich hat das Tanzen auf der Bühne eine sehr wichtige Bedeutung. Ich bin auf der Bühne ich selbst, ich vergesse alles um mich herum, ich bin wie in einer Trance aus der ich am liebsten nicht erwachen will. Es ist sehr schwer dieses Gefühl zu beschreiben, denn jeder Künstler lebt den Augenblick auf der Bühne auf seine eigene Art und Weise. Für mich ist die Bühne mein Zuhause, es ist wie ein Teil von mir. Ich fühle mich stark und sicher, mir ist egal was die anderen über mich denken und ich werde nur von Freude und Glück überhäuft. Anschließend wenn der Saal applaudiert ist es als ob mich plötzlich jemand zwickt und ich aus meinem Traum erwache. Dann bin ich wieder in der Realität.

Es gibt ein unbegründetes Klischee (nach meiner Meinung), dass man mit Ballett nur als kleines Kind beginnen muss. Wie findest du, wenn Jugendliche und Erwachsene mit Ballett beginnen möchten?

Ich finde das ganz großartig!:) Wieso nicht? Man ist niemals zu alt um mit Ballett zu beginnen, ganz im Gegenteil es fördert Muskeln, Konzentration, Körperbeherrschung/spannung und schöne Körperhaltung noch dazu ist Bewegung für den menschlichen Körper sehr gesund, also nur keine Scheu!:) Ich habe jetzt eine Schülerin und sie ist 16 Jahre alt und hat erst vor kurzem mit Ballett angefangen. Ihr Wille reicht für die ganze Ballettklasse, so sehr möchte sie Ballett tanzen und Ballerina werden. Den Fortschritt denn sie geleistet hat, hat niemand in so kurzer Zeit! Das Beste ist ist, dass sie jetzt zum ersten Mal sieht was ihre Leistungen gebracht haben und sie bekommt immer mehr Selbstvertrauen. Also so viel zu diesem Klischee, dass man früh beginnen muss..

Hast du Freunden in Ballettschule gefunden?

Ich hatte ein gutes Verhältnis mit meiner Ballettklasse und eigentlich mit allen anderen studierenden an der Ballettakademie. Es ist doch schön zusammen ein und das gleiche Ziel zu verfolgen und gemeinsam schöne und etwas schwerere Momente durchzustehen. Ich kann so viele Geschichten und Ereignisse aus der Zeit wo ich noch Elevin an der Ballettschule war erzählen, aber das würde dann ein ganzes Buch werden:)

Danke dir für ein gutes Gespräch!

Luisa Solowjowa / Ballettschule „Académie de Danse Wien“

 

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